Blockchain | Felix Kuchar based on Ferdinand Stöhr on Unsplash

Die Blockchain ist zum Bezahlen ungeeignet

Warum sind Crypto-Währungen bisher keine Alternative zum Bargeld? Skalierung, Volatilität, Geschwindigkeit und Preis sind dabei die entscheidenden Punkte.

29 Okt. 2019|Bernhard Kauer
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Die Blockchain gilt als entscheidende Technologie um die Finanzwelt zu verändern. Mit ihr will man Vermögenswerte einfacher übertragen, kleinste Transaktionen durchführen, IoT Geräte autonom bezahlen lassen, das Settlement zwischen Banken beschleunigen und vieles mehr.

Die ursprüngliche Idee von Satoshi Nakamoto, dem Erfinder von Bitcoin, war es ein elektronische Zahlungssystem für das Internet zu entwickeln, welches ohne “Trusted Third Party” auskommt. Das Vertrauen sollte also nicht mehr von einer zentralen Bank, sondern von der Mehrheit von tausenden Minern kommen. Diese stellen Rechenleistung zur Verfügung um Transaktionen in die Blockchain aufzunehmen und verdienen dafür Transaktionsgebühren.

Da wir mit Puzzle an einer Zahlungslösung arbeiten, die Bargeld digital ersetzen soll, haben wir uns natürlich auch Bitcoin und andere Blockchain-basierende Crypto-Tokens wie Ethereum angesehen.

Der Einsatz dieser Technologie würde für uns mehrere Vorteile bringen. Vor allem wären wir als Startup schneller im Markt, wenn wir auf eine existierende Blockchain aufsetzen könnten. Auch finanziell würde sich der Einsatz lohnen. So gibt es entsprechende Crypto VCs die speziell in Blockchain Startups investieren. Auch kann man mit einem Initial Coin Offering vergleichsweise einfach an Risikokapital kommen. Zuguterletzt wird man Mitarbeiter mit “hipper Technik” begeistern können.

Unsere Analyse brachte jedoch vier entscheidende Nachteile von Blockchains ans Licht, die einem Einsatz als Bargeldalternative bisher noch im Wege stehen:

Die Performance skaliert nicht mit den Nutzern

Blockchains haben, wie jedes andere System auch, ihre Grenzen. So können diese bisher den Durchsatz, der für ein allgemeines Zahlungssystem nötig ist, nicht erbringen. In Deutschland alleine werden pro Tag 80 Millionen Zahlungen getätigt. Alle Kryptowährungen zusammen, führen bisher nur etwa eine Million Transaktionen pro Tag durch.

Das generelle Problem ist, dass Blockchains nicht mit den Nutzern skalieren, da sowohl der Platz in der Blockchain als auch die Geldmenge endlich ist. Der begrenzte Platz führt zum congestion paradox: mehr Bedarf senkt bei der Blockchain nicht etwa die Kosten pro Nutzer (Netzwerkeffekt), sondern die Überlast lässt die Preise sogar steigen.

Neuere Ansätze wie das Lightening Network oder µRaiden senden daher Transaktionen off-chain durch vorher etablierte Kanäle. Obwohl dies einige Skalierungsprobleme vermeiden kann, sind zumindest Einmal-Zahlungen immer noch an die Blockchain gebunden. Auch macht die Reservierung des Geldes, während der kompletten Laufzeit aller Transaktionen über diesen Kanal, diese Abkürzungen noch relativ teuer.

Die Volatilität ist zu hoch

Sobald man Geld in fremden Währungen vorhält, gibt es ein Währungsrisiko. Kryptowährungen sind jedoch besonders volatil, da hierbei keine zentrale Instanz, wie es zum Beispiel Zentralbanken normalerweise machen, den Preis stabilisiert. So sind Ausschläge von 10% pro Tag und 25% pro Woche relativ normal. Für Händler, die nur geringe Margen haben, ist das Risiko dabei Geld zu verlieren, jedoch viel zu groß. Folglich ist die Akzeptanz auf dieser Seite eher gering.

Genauso werden nur wenige Kunden diese Volatilität im Alltag akzeptieren. Spätestens wenn der Wocheneinkauf oder das Benzin 25% teurer als beim letzten Mal sind, hört das Verständnis bei den Meisten auf.

Ohne die Bindung an eine feste Währung wird eine Bargeldalternative im Alltag daher nicht funktionieren. Nutzt man dafür aber die sogenannten stable-coins, wie es zum Beispiel Facebook mit Libra vorhat, ist der Vorteil der Unabhängigkeit, den eine dezentrale Währung bietet, plötzlich verschwunden. Dezentrale stable-coins wie DAI sind mit zweistelligen Zinsen pro Jahr recht teuer.

Die Blockchain ist zu langsam

Prinzipbedingt haben Blockchains, die als globale Systeme implementiert sind, mit entsprechenden hohen Latenzen zu kämpfen. Vor allem da Transaktionen erst eine Mehrheit der Teilnehmer erreicht haben müssen, bevor diese als akzeptiert gelten können. Pro Block sind daher bei den meisten Währungen mehrere Minuten vorgesehen.

Eine besonders schnelle Kryptowährung wie Ethereum braucht zwischen 10 und 20 Sekunden um einen einzelnen Block abzuschließen. Im Extremfall aber auch mal mehr als eine Minute. Beides ist für interaktive Anwendungen, wie er am Point-of-Sales auftritt, nicht ausreichend.

Da es jederzeit eine Wettlaufsituation geben kann, bei der sich die Blockchain für kurze Zeit in mehrere Teile aufspaltet, muss man in der Praxis jedoch mehrere Blöcke abwarten um sicherzugehen, dass die Transaktion dauerhaft Teil der Kette ist. Bei Bitcoin bedeutet dies, dass man etwa 10 Minuten pro Block warten muss. Allgemein akzeptiert sind Transaktionen jedoch erst nach 6 Blöcken oder 60 Minuten. Mit solch hohen Latenzen kann man keine Einkäufe im Einzelhandel erledigen.

Transaktionen sind teurer

In den letzten 3 Monaten kostete eine Bitcoin-Transaktion zwischen $0,07 und $1,50. Zum Vergleich: die EZB verlangt für SEPA Instant Payments €0,002. Dies ist zwischen 30 und 750 mal weniger.

Die meisten Blockchains basieren auf einem Lotterieverfahren. Um zu entscheiden, welcher Miner den nächsten Block an die Kette anhängen darf, müssen entsprechende kryptographische Rätsel gelöst werden. Dieses proof-of-work Verfahren verschwendet jedoch sehr viel Energie, was eine einzelne Transaktion unnötig teuer macht.

Neuere Ansätze wie proof-of-stake, die diese Kosten reduzieren sollen, sind nicht trivial zu implementieren und haben sich, obwohl schon jahrelang diskutiert, noch nicht durchgesetzt.

Prinzipiell sind jedoch verteilte Systeme immer teurer als ein zentralisierter Ansatz. Tausende Rechner zu betreiben führt in jedem Fall zu mehr Kosten, als wenn man nur eine Handvoll Maschinen an einer Transaktion beteiligt. Einen Preisnachteil wird daher jede (öffentliche) Blockchain haben müssen.

Zusammenfassung

Wir haben die Eignung von Blockchains für Zahlungen im Alltag untersucht. Gegenüber zentralisierten Ansätzen sind diese in den Bereichen Volatiltät, Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und Preis unterlegen.

Um weniger Volatilität und eine bessere Skalierbarkeit zu erreichen, wird die Crypto-Community neue Lösungen implementieren müssen. Die geringere Geschwindigkeit und die höheren Transaktionskosten der Blockchain im Vergleich zu zentralen Lösungen sind jedoch prinzipiell nicht vermeidbar. Sie sind der Preis den man für die Dezentralität zahlen muss.

Für Puzzle bedeutet dies, dass wir Blockchains nicht einsetzen können, möchten wir doch eine schnelle und günstige Alternative zum Bargeld werden.

Hinweise?
tell@puzzle2pay.com