Zum Parken ist ein Parkschein zu lösen.

Frei Parken ohne Münzen

Zum Parken braucht man Kleingeld. Alternativen haben es schwer. Eine Analyse.

6 Feb. 2020|Bernhard Kauer
bernhardbargeldlosmobilzukunft

Auch im neuen Jahrzehnt wird uns ein Problem begleiten, dass wohl existiert seit es Parkplätze gibt.

In der Woche nach Neujahr musste ich zu der Reinigung meines Vertrauens. Normalerweise fahre ich da kurz auf dem Weg zur Arbeit vorbei. Dort kann man aber nicht direkt vor der Tür halten, sondern muss etwas entfernt parken.

Parkgebühren sind ein Ärgernis. Besonders wenn man den Parkplatz nur wenige Minuten braucht. Also sucht man Wege, sie zu vermeiden.

Idealerweise nutze ich dazu das Zeitfenster zwischen 8:30 und 9:00 Uhr, bei dem das Geschäft schon geöffnet hat, man aber dort noch keinen Parkschein braucht.

An diesem Tag war ich jedoch spät dran. An eine Verschiebung der Abholung war nicht zu denken. Den sauberen Anzug würde ich am nächsten Tag brauchen. Ohne Parkschein würde es heute nicht gehen.

Zum Parken braucht man in Deutschland Münzen. Seit dem 4. Januar 1954. Das war der Tag, an dem das erste Mal Parkuhren installiert wurden. In Duisburg in der Straße “Am Buchenbaum” in der Nähe vom Hauptbahnhof.

Parkscheine

Inzwischen nutzt man eher Parkscheine, die man an Parkautomaten erhält, damit man in sogenannten Parkraumbewirtschaftungszonen parken darf.

Dummerweise hatten mich jedoch die Feiertage das Kleingeld gekostet. Mit den verbliebenen 67 Cent und einigen Scheinen in der Geldbörse würde ich die Parkgebühren nicht zahlen können.

Da man das Kleingeld nie perfekt verwalten kann (Wer weiß schon genau was die Zukunft bringt?), kommen solche Situationen öfter mal vor. Also gibt es einen Plan B: eine zweite Stelle an der man weitere Münzen hortet.

Für solche Fälle habe ich immer eine Handvoll Münzen im Auto liegen. Diesen Vorrat hatten aber offensichtlich die diversen Besorgungen vor Weihnachten stark dezimiert.

Von bestimmt 15 Münzen waren gerade noch 60 Cent übrig geblieben. Zusammen mit den 67 Cent würde es aber für die Mindestparkgebühr von einem Euro locker reichen.

Man fängt also an ganz genau zu rechnen. Kleingeldmanagement ist definitiv aufwändig. Doch es reicht nicht, genug Geld zu haben. Man muss auch noch die richtige Stückelung beachten.

Doch an diesem Tage hatte ich offensichtlich Pech. Ich hatte vergessen, dass der Parkautomat keine 5ct Münzen annimmt.

Da stand ich nun mit 190 Euro in Scheinen und 127 Cent in Münzen in der Tasche und konnte trotzdem keinen Parkschein erwerben. Was nun?

Kartenzahlung

Die für den Autofahrer einfachste Alternative ist es mit Karte zu bezahlen. Hat doch praktisch jeder eine Girocard in der Geldbörse.

Für Kartenzahlungen sind die Parkscheinautomaten leider nicht ausgerüstet. Diese haben schlicht kein Lesegerät eingebaut, wo man die Karte einschieben könnte.

Parkautomaten in Oberursel nehmen nur Münzen an.

Ein Parkautomat ist kein Massenprodukt. In Deutschland werden davon nur etwa 2.500 Automaten pro Jahr aufgestellt. Die Fertigung in Kleinserien macht diese Geräte damit überproportional teuer. Mit dem Preis eines Kleinwagens, also um die 10.000 Euro, muss man pro Automat rechnen. Bei diesen Kosten wundert es nicht, dass die Kommunen oftmals auf den Einbau von vandalismussicheren Kartenlesegeräten und den außerdem nötigen Anschluss an das Internet verzichten.

So war es zum Beispiel in Hamburg im Oktober 2019 nur an 20 von 901 Automaten möglich mit Karte zu zahlen. Ende 2020 sollen es immerhin 170 Geräte sein. Bei dieser Geschwindigkeit wird es aber noch mehr als 10 Jahre dauern, bis alle Automaten umgestellt sind. In kleineren Städten kann es sogar mal 25 Jahre dauern, bis existierende Parkautomaten erneuert werden.

Handy Parken

Man kann einen Parkschein auch per Handy erwerben. Das geht entweder per SMS oder per Parking-App.

Handy Parken ist mir zu kompliziert. Erstens geht das nicht überall.

In Bad Homburg wird es seit 2009 unterstützt. Fünf Kilometer weiter, in Oberursel, geht es aber noch nicht ohne Münzen. In Frankfurt am Main, immerhin die fünftgrößte Stadt in Deutschland, ist Handy Parken erst seit drei Monaten möglich.

In Frankfurt muss man sich zwischen sechs Anbietern entscheiden.

Deutschlandweit sind, je nach Anbieter, bis zu 200 Orte angeschlossen. Setzt man dies in Relation zu den 700 Städten über 20.000 Einwohner die es in Deutschland gibt, so wird klar, das Mobiles Parken in der Tat nicht flächendeckend verfügbar ist.

Zweitens, gibt es pro Stadt unterschiedliche Anbieter. Man muss also erstmal herausfinden, welcher Anbieter für einen selbst am besten ist.

In Bad Homburg gibt es vier Anbieter.

Welche Anbieter unterstützt werden, erfährt man über Aufkleber am Parkautomaten. Oder man sucht im Internet auf Seiten wie smart-parking.de.

Ich habe mal einen Mann beobachtet, der mehr als 10 Minuten versucht hat, mit dem Handy einen Parkschein zu erwerben. So viel Zeit habe ich nicht. Ich will doch nur etwas in der Reinigung abholen.

Auf Nachfrage, warum dies so lange dauerte, meinte er, dass die Tarife sehr unübersichtlich sind. Außerdem ist das Ganze dazu noch erstaunlich teuer.

Die Anbieter verlangen eine Service Gebühr für ihre Dienste. Ungünstigerweise hat jeder dabei seine eigene Tarifstruktur.

Außerdem sollte man beachten, dass man in einigen Städten eine Parkplakette braucht, damit die Kontrolleure wissen, in welche App sie schauen müssen. Wenn man die nicht selbst ausdrucken kann, kostet die auch schon mal 2,49 €.

Wenn ich das Handy Parken heute mit der Erfahrung vergleiche, die ich schon Anfang der 2000er Jahre mit dem Parken per Geldkarte gemacht hatte, so ist das wie ein Schritt vor und zwei zurück.

Ja, man spart den Gang zum Parkscheinautomaten und kann alles per App erledigen. Dafür hat man komplexe Tarife und muss 20 Seiten AGBs abnicken. Am Ende darf man für das Ärgernis Parkschein auch noch signifikant mehr bezahlen. Kein Wunder, dass dies keiner benutzt.

In Bad Homburg hat das Handy Parken nach 10 Jahren nur einen Marktanteil von 1% erobert.

Die Zukunft

Werden wir also immer Parkscheine mit Münzen zahlen müssen? Und woher bekommen wir diese in einer zunehmend bargeldlosen Gesellschaft? Irgendwie muss das Problem Parkschein gelöst werden. Nur wie?

Ich entschied mich zum Geschäft zu rennen. Bei etwa hundert Meter Entfernung müsste ich den ganzen Vorgang in den 3 Minuten schaffen, welche die StvO zum Halten vorsieht. Doch das geht nur, wenn die Ampel auf dem Wege mitspielt. Würde ich so viel Glück haben?

Die Umrüstung aller Parkscheinautomaten auf Kartenzahlungen kostet nicht nur viel Geld, sondern dauert mehr als zehn Jahre. Das ist einfach zu langsam. Eine schnellere Umrüstung durch höhere Gebühren zu finanzieren, wird keine politischen Mehrheiten finden. Kartenzahlung an allen Automaten anzustreben scheint damit eine Sackgasse zu sein. Es werden sich die rein digitalen Lösungen durchsetzen.

Der Weg an sich ging recht schnell. Die Ampeln standen günstig.

Entscheidend für die Akzeptanz bleibt der Preis pro Parkvorgang. Nur wenn der Kunde nicht mehr, sondern eher weniger zahlt, wird er Parkscheine per App anfordern. Solange die Städte die hohen Servicekosten aber nicht übernehmen wollen bleibt es schwierig. Andererseits ernten diese die Einsparungsvorteile der Digitalisierung erst am Ende des Prozesses. Nur wenn die große Mehrheit die neuen Systeme nutzt, kann man die Kontrollen verringern und Parkautomaten abbauen.

Ausgebremst hat mich eine ältere Dame, die viel Zeit für den sozialen Austausch mit dem Verkäufer hatte. Da half es nichts, mich irgendwie bemerkbar zu machen.

Am Ende habe ich statt der erlaubten drei ganze sieben Minuten auf einem städtischen Parkplatz gehalten.

Ein besseres Zahlungssystem, das kleine Zahlungen billiger macht, kann die Kosten der Anbieter und damit die Service Gebühr sicherlich senken. Dennoch bleiben die reinen Park-Anbieter im Micropayment-Dilemma gefangen: Geringe Gebühren bei geringen Umsätzen ergeben einfach kein Businessmodel. Und hohe Gebühren sind die Kunden nicht bereit zu zahlen.

Die Damen und Herren vom Ordnungsamt sind auch immer recht pünktlich. Tatsächlich sah ich diese an der Ampel schon kommen. Doch mein Auto stand in der Mitte an einem langen Parkplatz. Bevor sie alle Autos vor mir kontrolliert hatten, war ich schon mit meinem sauberen Anzug im Gepäck auf dem Weg zur Arbeit.

Langfristig wird sich das münzlose Parken also nur dann durchsetzen, wenn es auf einer anderen Welle mitreitet. Sei es als Tourismusförderung der Städte oder dem Umweltschutz (Kein Thermopapier mehr!).

Es wäre auch als Differenzierung der Autohersteller, Autohäuser oder Mietwagenanbieter geeignet. Mal sehen, wer diese Möglichkeit zuerst aufgreift.

Den gesparten Euro habe ich später in den Vorrat für Bußgelder gesteckt. Der nächste Blitzer kommt bestimmt.

Gedanken dazu?
tell@puzzle2pay.com